LiteraturWerkstatt
Die Titel der „großen Klassiker“ sind in aller Munde, nicht selten auch der berühmte Anfangssatz – aber mal ehrlich: Wer hat sie schon wirklich gelesen? mehrweniger
Ausgewählte Passagen und Hintergrundinformationen geben Einblick in die Schreibwerkstatt der Autoren und machen vielleicht sogar Lust, diese Werke selbst zu entdecken. Aktuell im Angebot sind: Miguel de Cervantes: Don Quijote / J. W. von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre / Herman Melville: Moby-Dick / Gustave Flaubert: Madame Bovary / Joseph Roth: Radetzkymarsch / Thomas Mann: Der Zauberberg / Heimito von Doderer: Die Strudlhofstiege / Franz Kafka: Das Schloß
Thomas Mann (zum 150. Geburtstag in 2025)
wahlweise, jeweils abendfüllend: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (Romanauszüge, mit Werkeinführung) / Auswahl seiner weniger bekannten Erzählungen (z.B. „Das Eisenbahnunglück“, „Der Kleiderschrank“) / Weihnachten bei den Buddenbrooks
Theodor Storm: Die Regentrude – ein Märchen für Jung und Alt in Zeiten des Klimawandels
„Einen so heißen Sommer, wie nun vor hundert Jahren, hat es seitdem nicht wieder gegeben. Kein Grün fast war zu sehen; zahmes und wildes Getier lag verschmachtet auf den Feldern …“ – auch als Veranstaltung für Kinder & Jugendliche mehrweniger
Von einem verheerenden Klimawandel erzählt Theodor Storm in seinem wohl berühmtesten Märchen. Durch kurzsichtiges Profitdenken ist die Balance zwischen Mensch und Natur aus dem Gleichgewicht geraten. Storm stellt dem aufgeklärten Glauben an Vernunft und Wissenschaft die Rückbesinnung auf eine beseelte Natur entgegen. In einem der schönsten Kunstmärchen der deutschen Literatur verwandelt der sich mit der Natur in Ehrfurcht verbindende Mensch die apokalyptische Landschaft wieder in ein fruchtbares Paradies.
Franz Kafka: Der Bau (1923/24)
Der Erzähler, ein dachsähnliches Tier, nimmt uns mit in sein unterirdisches Labyrinth höhlenartiger Gänge und Plätze. mehrweniger
In seinem inneren Monolog ist er zerrissen zwischen dem Wunsch nach Abschottung und der Neugierde nach dem, was sich außerhalb seines Systems befindet. Kafkas unvollendete Erzählung bietet somit auch eine Projektionsfläche für heutige Sorgen und Ängste (Lesung & Werkeinführung). – Alternativ: Auswahl kürzerer Erzählungen (z.B. „Das Urteil“, „Vor dem Gesetz“, „Ein Landarzt“, „Ein Hungerkünstler“) oder „Brief an den Vater“.
Isaac Bashevis Singer: Eine Kindheit in Warschau
In der Krochmalna, einer Straße im Warschauer Judenviertel, verbringt Singer (Nobelpreis 1978) den größten Teil seiner Kindheit. – auch als Veranstaltung für Kinder & Jugendliche mehrweniger
Singer erzählt er von der untergegangenen Welt des osteuropäischen Judentums: von seinem Vater, der Rabbi, Richter und geistliches Oberhaupt in einer Person war, jüdischen Händlern, den Freunden, mit denen er leidenschaftlich Geschichten erfand. „Wenn er seine Straße in Warschau beschreibt, steht jene Welt von damals auf, die Kindern und Erwachsenen von heute fast unvorstellbar ist … mit jedem Satz wird dem Leser diese Welt von gestern vertrauter.“ (SZ)
Klassische Kriminalnovellen
jeweils abendfüllend (60-90 Minuten) und mit kurzen Einführungen: mehrweniger
/// Robert Louis Stevenson: Der befremdliche Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde /// Edgar Allan Poe: Der Doppelmord in der Rue Morgue (alternativ: diverse kürzere Poe-Novellen) /// E.T.A. Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi /// Flann O’Brien: Der dritte Polizist (Irischer Kult-Krimi von 1940) /// „Crime time“: diverse kürzere Novellen, z.B. Edgar Allan Poe (Die schwarze Katze), Guy de Maupassant (Das Verbrechen des Gevatter Boniface), Alfred Döblin (Die Helferin)
Truman Capote: Frühstück bei Tiffany (1958)
Durch die Verfilmung mit Audrey Hepburn in der Hauptrolle ist die Romanheldin Holly Golightly (wörtlich: „nimm‘s leicht“) weltberühmt geworden. mehrweniger
Als exzentrisches „Partygirl“ schlägt sie sich zwischen Playboys und Bohemiens an der New Yorker Upper East Side durchs Leben. Und manchmal, wenn sie das „rote Elend“ packt, hilft nur ein Besuch bei „Tiffany“, dem Juweliergeschäft an der 5th Avenue. Bis ihr Nachbar, der als einziger wirklich zu ihr steht, die Wahrheit über ihre sorgfältig versteckte Herkunft zutage fördert. – Alternativ: Auswahl seiner Erzählungen oder Reiseberichte.
Joseph Roth: Ich zeichne das Gesicht der Zeit
Essays – Reportagen – Reisefeuilletons mehrweniger
Nicht nur in seinen berühmten Roman (Radetzkymarsch, Hiob) war Roth ein genialer Erzähler. Auch in seinen journalistischen Arbeiten konnte jeder alltägliche Moment zur Geschichte werden. Eine Auswahl dieser Texte zeichnet sein bewegtes Leben nach: von der galizischen Heimat über Wien und Berlin ins Exil nach Frankreich. – Alternativ: „Hiob“ oder „Radetzkymarsch“ (Lesung & Werkeinführung).
Robert Walser: Poetenleben
Robert Walser (1878-1956) schrieb ca. 1500 kleine Prosatexte, die aufs Engste mit seiner eigenen Biografie verwoben sind. mehrweniger
In ihr findet man die Figuren wieder, die schon früh in Walsers Leben eine existenzielle Bedeutung hatten und ihn als eine fast fiktive, aus mehreren Geschichten zusammengesetzte Person begreifen lassen. Mit der für ihn typischen frechen Demut und herausfordernden Bescheidenheit versteckt er sich hinter ihnen, gibt sich preis, führt seine Leser aber auch in die Irre. So erscheint er uns als „Kind“, „Kommis“, „Spaziergänger“, „Diener“, „Dichter“ und zuletzt als „Wahnsinniger“.
Arthur Schnitzler: Auswahl seiner Erzählungen (z.B. Die Weissagung)
Schnitzlers Themen wie Ehebruch, Trieb und Tabu sind überwiegend im Wien der Jahrhundertwende angesiedelt, einer Zeit die von tiefgreifenden Umwälzungen geprägt war. mehrweniger
„Sicherheit ist nirgends“, dieses Lebensgefühl der Wiener Moderne, aber auch die Suche nach Sicherheit und persönlichem Glück machen seine Erzählungen für den heutigen Leser mehr denn je aktuell.
Stefan Zweig: Auswahl seiner Erzählungen (z.B. Buchmendel)
Stefan Zweig ist ein Meister der genauen Beobachtung. mehrweniger
Seine in eine hochmusikalische Sprache gekleidete Fähigkeit, feinste Seelenregungen, zeitlose Sehnsüchte und Schicksale darzustellen, garantiert bis heute die weltweite Faszination für diesen großen Verfechter freiheitlicher Gesinnung und individueller Entwicklung der Persönlichkeit.
Alfred Döblin: Die Ermordung einer Butterblume (und andere Erzählungen)
Döblins Erzählungen stehen völlig zu Unrecht im Schatten seines großen Romans „Berlin Alexanderplatz“. mehrweniger
Von ihm selbst als „phantastische, burleske und groteske Stücke“ bezeichnet, gelten sie als Schlüsseltexte des Expressionismus und der literarischen Moderne. Krass expressive und bizarr surrealistische Geschichten stehen neben farbigen Naturvisionen, religiösen Bekenntnissen und amüsanten Satiren.
Edgar Allan Poe: Der Untergang des Hauses Usher (und andere Erzählungen)
Poes 1839 erschienene Kurzgeschichte gehört zu seinen bekanntesten Werken und gilt als Beispielwerk der sogenannten „Schwarzen Romantik“ (Gothic Novel). mehrweniger
Mit großer psychologischer Raffinesse erzählt sie vom alptraumhaften Niedergang einer Familiendynastie, dessen Verlauf tief in die beklemmenden Abgründe der menschlichen Seele führt. Ob als Schauergeschichte gelesen oder aus tiefenpsychologischer und psychoanalytischer Sicht gedeutet – die meisterhaft komponierte Erzählung trifft bis heute den Nerv des Publikums.
Heinrich Heine: Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski
Der junge Herr von Schnabelewopski verlässt seine Heimat, um sich im niederländischen Leyden dem Studium zu widmen. mehrweniger
Doch es verschlägt ihn zuerst nach Hamburg und Amsterdam. Auf seinen Reisen widmet er sich mehr den sinnlich-weltlichen Genüssen als ernsthaften Studien. Er stellt dabei allerlei unterhaltsame und humoristische Betrachtungen an über das weibliche Geschlecht, die kulinarischen Eigenheiten Deutschlands und die Menschen im Allgemeinen. „Heine ist der amüsanteste deutsche Klassiker. Er hat alle Vorzüge eines genialen Journalisten, alle grimmigen Tugenden eines Humoristen. Mit dem ganzen Märchenglanz und Traumleben der Romantik blieb er der witzigste Realist der deutschen Literatur.“ Hermann Kesten
Elias Canetti: Die gerettete Zunge
Canettis Kindheitserinnerungen waren das literarische Ereignis des Jahres 1977. Der spätere Nobelpreisträger (1981) schildert hier seine ersten Lebensjahre in Rustschuk/Bulgarien, einem orientalisch-farbigen, multilingualen Schmelztiegel der Kulturen. mehrweniger
Weitere Stationen sind das Kaufmannsmilieu von Manchester, der Ausbruch des 1. Weltkriegs im kaiserlichen Wien, die Kriegs- und Nachkriegsjahre im friedlichen Zürich. Canetti erzählt von einer glücklichen Kindheit, in der es Liebe und Eifersucht, Egoismus, Stolz, Zärtlichkeit und Todesfurcht gab und nicht zuletzt die literarische Inspiration durch sein Elternhaus.
Wolfgang Hildesheimer: Lieblose Legenden
Der durch seine Dramen und Hörspiele, Biographien (Mozart, Marbot) und Romane (Masante, Tynset) bekannt gewordene Autor veröffentlichte 1952 die ersten seiner insgesamt 26 Lieblosen Legenden. mehrweniger
Mittlerweile fast schon legendär geworden, behandeln diese Satiren die Rezeption von Kultur und einzelne Ausformungen dessen, was gemeinhin als Geistes- und Kulturgut anerkannt wird. Grotesk und ironisch führt Hildesheimer in geschliffener Sprache die Wesenszüge des bürgerlichen Lebens und Verhaltens ad absurdum.
Samuel Beckett: Der Verwaiser (1970)
In Becketts schauriger Endzeit-Parabel wird ein abgeschlossener, hoffnungslos übervölkerter Zylinder zur Metapher für die menschliche Existenz. mehrweniger
In seinem Innern suchen rund 200 nackte Körper mithilfe von Leitern und Tunneln vergeblich nach einem Ausweg. Als der letzte das Suchen aufgibt, wird es dunkel. Das Ende bricht an.
W. G. Sebald: Austerlitz
W. G. Sebald, einer der eigenwilligsten Schriftsteller unserer Zeit, erzählt die Geschichte eines Mannes, dem, in den vierziger Jahren als Flüchtlingskind nach Wales gekommen, Sprache und Name geraubt wurden, mehrweniger
und der nun nicht mehr heimisch werden kann in dieser Welt. „Schon lange ist Sebalds Erzählkunst in der gegenwärtigen deutschen Literatur etwas Einzigartiges. In dieser beunruhigend formvollendeten Geschichte hat sie eine Art Vollkommenheit erreicht.“ (H. Detering, „Literaturen“) – Alternativ: Lesung aus Sebalds Werken „Schwindel.Gefühle.“ oder „Die Ringe des Saturn“ möglich.
Vladimir Nabokov: Erinnerung, sprich
Einer der großen Erzähler des 20. Jh. erinnert sich an das verlorene Paradies der Kindheit, das Leben im vorrevolutionären Russland, an Ferienreisen in die modernen Badeorte Westeuropas.
Guy de Maupassant: Im Frühling
In seinen 300 Novellen spielt Guy de Maupassant mit unübertrefflicher Klarheit die ganze Skala des Menschlichen von absoluter Tragik bis zu frivoler Komik durch. Um eines gruppieren sich die Themen allerdings fast immer: um das alte, in seiner Vielfalt nie auszuschöpfende Wechselspiel zwischen Mann und Frau.